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Sagen und Geschichten

Die ungeliebte Doikstrote oder wie man ruckzuck einen Umzug bewältigt

Mit dem 1974 vollzogenen Zusammenschluss von zehn Ortschaften zur Gemeinde Nordstemmen mussten 44 Straßen umbenannt werden, da diese nun mehrfach und sogar bis zu siebenmal vertreten waren. So wurde in Groß Escherde, einer dieser Ortschaften, aus der Teichstraße die Doikstrote. Karin und Erich Reckel wissen in ihrem Heimatgeschichtlichen Lesebuch von einer bemerkenswerten Begebenheit in der Doistrote zu berichten: Die Doikstrote ist nur eine kurze Verbindungsstraße zwischen dem Thie und der Schützenstraße mit zwei Anliegern … sie wurde früher Teichstraße oder Deichstraße genannt. Da der eine Anlieger, der damalige Bürgermeister und Gemeindedirektor …  mit der Umbenennung der Straße in Doikstrote nicht einverstanden war, nummerierte er einfach sein Haus in Schützenstraße 9 um. Sein Nachbar folgte ihm bei diesem Umzug.

So einfach kann es gehen - und ganz ohne Möbelwagen …

Die Sage vom Vogel Unrecht auf dem Escherberg

Geht man nachts über den Escher Berg, so hört man den weithallenden, schauerlichen Ruf: Unrecht! Unrecht! Bald ruft's aus weiter, weiter Ferne, bald donnert's dem nächtlichen Wanderer dicht an sein Ohr: Unrecht! Unrecht!, so dass er schaudernd zusammenfährt. Ein Glück aber, wenn er mit dem bloßen Schrecken davonkommt; denn gar manchem ist es übel ergangen. Der Ruf kommt nämlich vom Vogel Unrecht, der sich dem Wanderer oft als ein ganz kleines, schwarzes Vögelein auf die Schulter setzt und dann wächst und wächst, bis der von ihm Geplagte unter seiner Last zusammenbricht. - Der Vogel ist der unselige Geist eines Holzaufsehers, der einst im Escher Berg einen Mönch aus dem Kloster Escherde erschlug. Der Mönch hatte in der Beuster eine schöne Zahl Forellen für sein Kloster gefangen. Diese machte ihm ein Holzaufseher unrechtmäßigerweise streitig und erschlug ihn, als jener die Fische nicht herausgeben wollte. Der Täter wurde lange Zeit nicht entdeckt, obwohl die Mönche im Kloster Escherde jährlich am Sterbetag des Bruders einen besonderen Gottesdienst abhielten und den lieben Gott baten, doch in diesem Leben den Mörder zu offenbaren und der verdienten Strafe zu überliefern. Endlich am dritten Jahrestage nach dem Morde rührte Gott das Gewissen des Mörders so heftig, dass er in Verzweiflung verfiel und sich an der Stelle erhängte, wo er den Mönch erschlagen hatte. Dass er der Mörder sein müsse, wurde bald durch ein Wunder offenbar; denn als man ihn abschneiden wollte, flog ein schwarzer Vogel mit dem Rufe: Unrecht! Unrecht! davon.

Blume, Hermann; Von Tückeboten, Lüchtenkeerls und weißen Frauen; Gerstenberg; 1986; S.106.

Groß Escherde, mein Heimatdorf

Das Gedicht von Lisa Hahne (vormals Geißler) ist hier nachzulesen.

Reckel, Karin und Erich; Heimatkundliches Lesebuch Groß Escherde; Teil B; S.391.

Die Sage vom falschen wilden Jäger

Wenn der wilde Jäger durch die Lüfte fährt, so ruft er: Ho! ho! hu! hu! So ruft es um Mitternacht auf dem Anger, der vom steilen Stieg nach Kloster Escherde führt. Darum meinen viele Leute, daß dort allnächtlich der wilde Jäger jage, aber die Sache verhält sich anders. In meiner Jugend gab ein großer Stein, der dort auf dem Anger lag, die rechte Kunde von der armen Seele, welche da des Nachts heult und jammert. Ich weiß nicht, ob der Stein jetzt noch dort liegt. Vor der westfälischen und hannoverschen Zeit aber hat der alte Brunotte, der botenweise nach Gronau ging, oft erzählt, was er nachts bei dem Stein gehört und gesehen hat. Da schwebte ein Mann ungefähr eines Fingers breit über der Erde weg um den Stein herum und jammert so erbärmlich, daß es jedem, der es hörte, eiskalt über den Rücken lief. Das war aber nun nicht der wilde Jäger, sondern ein Meineidiger, der in einem Prozesse, den die Gemeinde Escherde mit einer anderen über Anger und Weide führte, falsches Zeugnis abgelegt hatte. Es war nämlich streitig, ob die Stelle, wo später der Stein gesetzt wurde, Escherder Boden wäre, oder nicht, und jener Zeuge, der ein Feldgeschworener war und die Grenzen genau kannte, sollte die Sache durch einen Eid entscheiden. Der Unglücksmann aber ließ sich vom Bösen blenden, tat von einem Escherder Acker heimlich Erde in seine Schuhe, stellte sich auf die streitige Grenze und schwur, dass er hier auf Escherder Grund und Boden stehe. Kaum aber hatte er den hinterlistigen Eid geschworen, als ihn der Zorn Gottes traf und er tot zusammenfiel. Da offenbarte es sich bald, als man die Leiche und die Schuhe untersuchte, dass der Mann einen falschen Eid geschworen hatte. Die streitenden Parteien vertrugen sich und setzten zur Warnung und zum Andenken jenen Stein, den nun der Meineidige jede Nacht jammernd und gerade so hoch von der Erde umschwebt, als er auf Escherder Erde in seinen Schuhen gestanden hatte.

Blume, Hermann; Von Tückeboten, Lüchtenkeerls und weißen Frauen; Gerstenberg; 1986; S. 309.


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